Freitag, 20. April 2012

Einschneidend

Meine Freundin bekommt in den nächsten Tagen ihr zweites Baby. Eine Tochter hat sie schon, sie ist ein bisschen jünger als unser Großer. Und sie war damals ein Kaiserschnitt. 
Meine Freundin hat lange darunter gelitten. Sie hatte einen Blasensprung, aber keine Wehen. Alle Hilfsmittelchen im Krankenhaus haben nichts genutzt. Die Herztöne der Kleinen wurden immer schlechter, deswegen hat sie einen Not-Kaiserschnitt unter Vollnarkose bekommen. 

Ich hatte beim Großen keinen Kaiserschnitt. Wir haben zwar auch eine eher schwere Entbindung gehabt, an der ich lange zu knabbern hatte, aber ich konnte nicht verstehen, wieso meine Freundin Jahre später noch nicht über de Kaiserschnitt hinweg gekommen war. 
Bis ich selbst einen hatte. 


Der Kleine wurde eingeleitet. Er war zu groß und blieb stecken. Nichts ging mehr vorwärts. Der Stress war zu viel für ihn, seine Herztöne wurden bedenklich. Also bekam ich eine PDA, damit ich die Wehen besser aushielt und einen Wehentropf, der es in sich hatte. Als das alles nichts half, bekam ich mit der lokalen Betäubung den Kaiserschnitt. 

Schon währenddessen fühlte ich mich, als wäre das alles nicht richtig. Das Geziehe, das Geruckle, ich wusste nicht, was passiert. Ich lag da auf diesem OP-Tisch festgeschnallt, ich konnte die Arme nicht bewegen und mir wurde übel. Schließlich war der Kleine da. Ich durfte ihn kurz sehen, ihm ein Küsschen geben. Dann war er fort, für die Untersuchung. Ich blieb zurück und weinte. Nach 10 Monaten, in denen ich mir die Geburt, die diesmal besser laufen sollte, als beim Großen, vorgestellt hatte, lag ich nun umgeben von fremden Menschen in einem sterilen, weißen Raum mit grellem Licht. 

Endlich waren sie fertig. Ich konnte mich kaum rühren, wurde zurück in den Kreißsaal geschoben. Da sah ich den Kleinen zum ersten Mal richtig. Kein Bonding, das ich so wichtig fand. Keine U1, bei der ich dabei sein konnte. Das alles wird mir immer fehlen. 

Wir hatten Glück. Ihm geht es mir, mir geht es gut. Ich kam rasch wieder auf die Beine, weil ich es wollte. Ich wollte den Kaiserschnitt wieder gut machen. Auch wenn ich weiß, dass ich nichts dafür kann, dass es so gekommen ist. 

Ich versuche, immer für meine Kinder da zu sein. Ich schlage mir seit drei Jahren die Nächte um die Ohren, bin den ganzen Tag bei ihnen und für den Kleinen auch die ganze Nacht da. Und das alles stört mich nicht. Ich mache es gern. Ich bereue nichts. Und doch sind da manchmal, nur manchmal diese Gedanken. Ob wirklich alles versucht wurde, um den Kaiserschnitt zu vermeiden. Ob ich nicht doch mehr hätte machen können. 
Ich weiß nicht, ob ich irgendwann noch ein drittes Kind möchte. Mein Lebensplan war das eigentlich schon - Mann, drei Kinder, Haus, Hund. Sollten wir uns gegen ein drittes Kind entscheiden, wird mir immer etwas fehlen. Aber ich möchte nicht noch mal einen Kaiserschnitt erleben. Und bei meiner Vorgeschichte hat man mir gesagt ist es wahrscheinlich, dass von vornherein ein Kaiserschnitt geplant wird. Ich weiß nicht, ob ich das möchte. 
Na ja. Warten wir es mal ab. Die Zeit wird zeigen, wie es weiter geht.
Irgendwann wird die Narbe verblassen. 
Die Erinnerung vielleicht auch. 

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