Samstag, 14. April 2012

Wann ist sie, die Zeit deines Lebens?

Früher um diese Zeit habe ich mich gerade für den Samstagabend in der Disco fertig gemacht. 
Mit dem Discogehen habe ich sehr früh angefangen - mit 15. Bis ich 18 war hatte ich schon einige Discos und Clubs besucht und Dinge gesehen und erlebt, auf die ich besser hätte verzichten können. 
Ich blieb dabei, denn ich ging gerne am Wochenende feiern. Bis ich dann mit 20 meinen Mann kennen lernte. Am Anfang gingen wir zusammen mit Freunden vielleicht noch in den ein oder anderen Club, aber dann war diese Phase irgendwie vorbei. Wir gingen eher in Bars oder abends essen oder ins Kino. Oft auch in Gruppen. Und das war auch sehr schön.
Dann zogen wir weg. Hierher, in unser Kuhdorf. Ich hatte hier keine Freunde und die Freunde meines Mannes wohnten auch eine halbe Stunde Fahrt entfernt. Wir blieben also meistens zu Hause. 

Was habe ich also früher an einem Samstagabend um diese Uhrzeit gemacht?
Vermutlich war ich gerade auf dem Weg zu meiner besten Freundin. Wir haben uns in ihrer Bude getroffen, laut Musik gehört, Zigaretten geraucht (damals rauchte ich noch, nun bin ich seit 5 Jahren Nichtraucher) und Alkohol getrunken. Vorglühen nannte man das. Damit man schon angeschickert in der Disco ankam. 
Wir haben uns zusammen geschminkt und über Gott und die Welt geredet. Gelacht und geweint. Wir fühlten uns frei damals, wir konnten machen, was wir wollen. 
Aber wir fühlten uns auch einsam. Eben weil wir niemanden hatten, auf den wir Rücksicht nehmen mussten. Niemand fragte uns, wo wir hingingen, niemanden scherte es, wann wir heim kamen. Wir wollten die Geborgenheit einer festen Beziehung. Wir wollten Rechenschaft darüber ablegen, was wir taten. 

Nun haben wir all dies. Ich bin verheiratet, meine beste Freundin ist es bald. Sie hat einen tollen Job, ich bin in Elternzeit. Sie wünscht sich verzweifelt ein Baby, ich habe zwei Kinder. Uns trennen 200 km, wo uns früher eine Bahnstation trennte. Und doch schreiben wir uns jeden Tag. Ich sage oft zu ihr, sie ist wie eine Art Tagebuch, das antwortet. Ich kann ihr alles sagen und ich weiß, dass es absolut vertraulich behandelt wird. 

Ob mir diese Zeit fehlt? Ja. Manchmal werde ich nostalgisch so wie jetzt, wenn ich auf die Uhr sehe und weiß, dass heute Abend nur noch mein Bett auf mich wartet mit meinem Baby darin, das mich keine drei Stunden am Stück schlafen lässt. 
Doch ich habe im Leben mit Familie so viel Liebe erfahren...so viel Vertrautheit. Das war es, was ich mir immer gewünscht habe. Danach habe ich gesucht. Das würde ich nicht mehr missen wollen. 

Ich werde sie im Sommer besuchen, meine Freundin. Und bestimmt werden wir abends zusammen weggehen, um der alten Zeiten willen. Aber es wird anders sein. Weil wir nun anders sind. Es wird sich anders anfühlen.
Und ich werde froh sein, wenn ich wieder nach Hause komme. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen