Freitag, 30. November 2012

How I Met Your Father - Part XII

Kinder, heute erzähle ich euch, wie die Geschichte mit Lukas weiter ging - und warum er plötzlich vor meiner Haustür stand.

Es wurde langsam Winter und die Nächte waren bitterkalt. Ich schlief (als ich euch noch nicht hatte schlief ich rückblickend viel mehr) und wurde durch das Klingeln meines Handy geweckt. Schläfrig warf ich erst einen Blick auf die Uhr - etwa drei Uhr nachts - dann auf das Display. 
Und war mit einem Schlag hellwach. 

"Hallo?", sagte ich in den Hörer. Mein Herz klopfte und ich war zitterig. 
"Mia?" Oh, diese Stimme. Wie sehr hatte sie mir gefehlt. 
"Hier ist Lukas."
"Hallo", sagte ich, zugegeben etwas lahm. 
"Ich...ich..." Er verstummte wieder. Wir schwiegen, gut eine Minute lang. Trotzdem musste ich lächeln. Mit ihm zu schweigen schien mir so viel besser, als es ohne ihn zu tun. 
"Wo bist du?", fragte er schließlich in die Stille hinein. Gerne hätte ich mir einen coolen Ort überlegt, war aber schon immer eher der uncoole, ehrliche Typ.
"Zu Hause", antwortete ich deshalb. Einen Moment herrschte wieder Schweigen. 
"Das ist gut", erwiderte er. "Denn ich stehe vor deinem Haus und schaue zu deinem Fenster hoch."
Natürlich sprang ich sofort aus dem Bett - im flauschigen, absolut unattraktiven Pyjama, mit verstrubbelten Haaren, ungeschminkt und insgesamt zerknautscht aussehend. Und tatsächlich, da stand er. Das blonde Haar unverkennbar in der Dunkelheit leuchtend, eine Hand wärmend in der Tasche seiner Lederjacke steckend, die andere das Telefon ans Ohr haltend. Den Blick nach oben gerichtet, wo er meinen fand. 
Unnötig zu erwähnen, dass ich im flauschigen Pyjama die Treppen nach unten flog und ihn in die Wohnung ließ, oder?

Wir haben viel geredet in dieser Nacht. Über gemeinsame Bekannte und Freunde, über unsere Jobs, über das Leben im Allgemeinen. Nur nicht über uns. Keiner von uns beiden sprach an, dass er eine gemeinsame Zukunft kategorisch ausgeschlossen hatte. Wir waren im Jetzt und ich hatte beschlossen, jede Sekunde davon zu genießen. Denn ich wusste, dass das Glück mit ihm nur von kurzer Dauer sein würde. 

Wie es weiter ging, wollt ihr wissen? Nun, ich werde es euch bei Gelegenheit erzählen. Denn erstaunlicherweise blieb er doch in meinem Leben.
Zumindest für eine Weile... 

Donnerstag, 29. November 2012

Der (Halb-)Tag in Bildern

Nachdem gestern hier der leise Wunsch nach Bildern laut wurde (nettes Wortspiel, oder?) dachte ich, ich zeige euch heute mal, was wir heute bisher gemacht haben. 

Wieder einmal die Adventskalender bewundert. Der erste gehört dem Kleinen, der mittlere dem Großen und der letzte uns  als Eltern zusammen.

Apfelmus gegessen, das der Große selber im Kindergarten gemacht hat. Wir waren alle drei begeistert!

Uns über den Löschzug gefreut, den der Große gebaut hat. Es lebe die Kreativität!

Einen Plätzchenteig vorbereitet, für Marzipansterne, den wir am Nachmittag verarbeiten werden. Ihr wollt das Rezept? Das gibt es hier *klick*

Mich über meine neuen Stiefeletten gefreut, die heute in der Post waren. Kostenpunkt? Acht Euro.

Einfach so für den Papa eine Blume gebastelt

Mittwoch, 28. November 2012

In der Weihnachtsbäckerei

Zurzeit ist es bei uns angenehm ruhig. Die Kinder sind gesund (okay, das war jetzt gelogen. Der Große hustet nach wie vor und ist leicht verschnupft, der Kleine hatte einen nicht näher bestimmbaren, bakteriellen Infekt und muss noch ein paar Tage Antibiotikum nehmen. Die Nächte sind wieder unruhig und ich bin permanent müde. Daher auch leicht grantig. Aber da wir es erst letztens viel schlimmer erwischt hatten, habe ich mich eben zu dieser euphorischen Aussage hinreißen lassen). Für meinen Mann habe ich bereits einen Adventskalender gebastelt und die der Kinder stehen aufmachbereit auf dem Schrank. Man merkt: das Haus stellt sich auf Weihnachten ein. 
Natürlich dürfen da die Plätzchen nicht fehlen. Ich muss sagen, ich habe meine Plätzchen gerne klein, niedlich und aufwendig verziert. 
Das geht mit meinen Kindern nicht. 
Der Kleine sabotiert, wo er nur kann. Er ist eifersüchtig, weil der Große und ich uns nicht mit ihm, sondern mit unserem Teig beschäftigen. Also drängelt er sich dazwischen oder räumt die ganzen Schränke aus, um unsere Aufmerksamkeit zurück zu gewinnen. Es muss also alles recht schnell gehen, damit wir fertig werden. 
Wir machen Spitzbuben, stechen Winnie Pooh und Ferkel-Formen aus. Natürlich auch ein paar Sterne, Herzen und Tannenbäume. Wir kleben sie sorgsam mit Marmelade zusammen und freuen uns darüber, wie schön die fertigen Plätzchen mit Puderzucker bestäubt aussehen. 
Wir formen Kugeln und Kipferl und setzen sie vorsichtig auf das Backblech. Die Kipferl vom Großen sehen aus wie riesige, krumme Hufeisen, doch für mich sind sie die schönsten Plätzchen der Welt. Er ist so stolz, dass er mitmachen darf und freut sich, dass ihm das Formen so gut gelingt. 
Das Aufräumen hintennach überlässt er großzügig mir ;) doch das stört mich nicht. Ich höre den Kids zu, die im Wohnzimmer nebenan spielen, rieche den Plätzchenduft von den auskühlenden Kunstwerken und freue mich, dass bis Weihnachten noch jede Menge Zeit fürs Plätzchenbacken ist.


Samstag, 24. November 2012

How I Met Your Father - Part XI

Kinder, nach dem Ende meiner Begegnung mit Lukas musste es irgendwie weitergehen. Also tat ich etwas, das ich noch nie getan hatte - ich konzentrierte mich auf meine Ausbildung - und versuchte erfolglos, nicht an ihn zu denken. 
Aber irgendwie war er immer da. 
Ich konnte seine Anwesenheit spüren, wenn ich die Disco betrat, in der wir uns kennen gelernt hatten. 
Ich konnte seine Stimme hören, wenn eure Tante Sandra mit seinem Freund Robert telefonierte. 
Ich konnte sein Gesicht vor mir sehen, wenn ich an den Plätzen vorbei kam, an denen wir zusammen gewesen waren.
Für ihn war das anders, nahm ich an. Für ihn war ich nur irgendjemand gewesen. Er machte weiter, lernte andere, bedeutungslose Frauen kennen, die er nicht an sich heran ließ. Gab sich unnahbar, mysteriös. Wie er es immer getan hatte. 
Ich begann darüber nachzudenken, dass es das gewesen war, was mich an ihm gereizt hatte. Dieses Unnahbare, diese harte Schale. Ich hatte mir eingebildet, sie knacken zu können. Ich hatte sehen wollen, was er darunter verbarg - was für ein Mensch er wirklich war. Und es war, wie in dieser Songtextzeile.
And it hurts me that I never really knew him.

Die Wochen vergingen. Ich ging zu einem Date mit einem wirklich netten Mann, mit dem ich mich gut unterhielt. Doch er war es, der am Ende des Treffens feststellte, dass wir uns wohl nicht wiedersehen würden. Weil ich seiner Meinung nach - wenn auch nicht sichtbar - immer noch mit jemand anderem verbunden war.
Und er hatte Recht.

Aus Wochen wurden Monate. Und es ging mir besser. Natürlich dachte ich an ihn, überall. Zu jeder Tages- oder Nachtzeit. Obwohl er aus meinem Leben verschwunden war, war er allgegenwärtig. Nicht greifbar, eher flüchtig wie Nebel. Eine Erinnerung. Aber nach wie vor eine sehr starke. 
Doch ich blickte nach vorne. Sah auf das, was ich hatte. Und langsam begann er, zu verblassen. 
Bis er eines Nachts plötzlich vor meiner Haustür stand. 


Dienstag, 20. November 2012

Aufbrezeln erlaubt

Heute Abend gehe ich endlich mal wieder zu unserem Stammtisch - heißt: die Mütter aus der Krabbelgruppe, in welcher der Große und ich vor Jahren mal waren, gehen zusammen zum Italiener. Das letzte Mal ist schon relativ lange her und so freue ich mich auf einen unterhaltsamen Abend. 
Natürlich hübsche ich mich zu diesem Anlass auf. Die Augenbrauen werden sorgsamer als sonst gezupft, das Make-Up fällt üppiger aus und die Kleidung wird nicht zweimal, sondern dreimal auf Spuckeflecken untersucht. 
An sich sehen wir uns ja fast jeden Tag im Kindergarten. Entweder beim Holen oder Bringen der Kinder. Aber da ist meist nicht viel Zeit, sich ausgiebig zu unterhalten oder über die eigene Brut zu lästern. Das wird dann an solchen Abenden wie heute nachgeholt. 
Die Kids merken, dass eine andere Stimmung in der Luft liegt. Misstrauisch beäugt der Große meine (heute sehr kleine) Tasche, die bereits gepackt im Flur steht. 
"Gehst du noch weg?", will er wissen und zieht einen Flunsch.
"Nein, nein", beeile ich mich zu versichern, "erst wenn du im Bett bist. Da merkst du das gar nicht."
"Und wenn ich wach werde, bist du dann da?!"
Oh oh. 
"Kann sein, Herzchen. Ansonsten rufst du eben nach dem Papa, ja?"
Ganz fair kommt ihm dieser Deal nicht vor. Er möchte lieber sofort ins Bett gehen, damit er nicht miterleben muss, wie ich das Haus verlasse. Eine treuere Seele findet man kaum.
Und doch werde ich für einen Moment erleichtert sein, wenn ich die Haustür hinter mir schließe. Natürlich wird sich wie an jedem anderen Abend heute alles um die Kinder drehen. Sie werden in allen Themen enthalten sein. Aber es wird schön sein, sich mit den anderen auszutauschen und festzustellen, dass sie die gleichen Erfahrungen machen. So ist es manchmal leichter, Trotzanfälle und Bockphasen über sich ergehen zu lassen. Man weiß: du bist damit nicht alleine. Andere Kinder machen das auch. 
So. Nun mache ich mich fertig. Und dann lasse ich es mir schmecken ;)

Freitag, 16. November 2012

Der perfekte Tag

Statistisch gesehen ist es genauso oft Freitag wie Montag. 
Aber irgendwie kommt es einem nicht so vor. Mir kommt es immer so vor, als wäre der Freitag ganz schnell vorbei und der Montag würde ewig dauern.
Nun fragt ihr euch vielleicht, wieso ich mich so auf den Freitag freue - schließlich bin ich ja in Elternzeit. Aber der Freitag ist irgendwie ein ganz besonderer Tag.
Es beginnt damit, dass der Große freitags im KiGa Turnen hat. Das liebt er! Seine Erzieherin trommelt, die Kinder wuseln wild durcheinander, wenn sie aufhört, bleiben sie stehen. Oder sie bekommen selbst Instrumente und eines der Kinder gibt dann statt der Erzieherin den Rhythmus vor. Aufs Turnen freut er sich die ganze Woche. 
Mittags, wenn der Kleine und ich ihn vom KiGa abholen, kommt meist der Papa gerade nach Hause, der den Nachmittag frei hat. Große Freude! Ich koche uns allen etwas Nettes, das jeder mit der ihm eigenen Begeisterung isst. 
Der Große: "nein, Mama, das mag ich nicht. Kartoffelbrei mit Soße? Was für eine Soße? Ich will lieber Kartoffelbrei pur."
Der Kleine: "Nam nam"...schieb, greif, Portion aufgegessen.
Die Mama: "ach, soll ich das jetzt wirklich essen? Wollte ja eigentlich vor Weihnachten noch ein bisschen abnehmen, damit ich dann bei den Plätzchen kräftiger zulangen kann, ohne gleich meine Hosen zu sprengen."
Der Papa: "Egal, was es ist, es schmeckt gut. Mehr davon!"

Nach dem Mittag gehen wir zusammen fürs Wochenende einkaufen. Morgen gibt es Lasagne, das essen alles gerne. Wir flanieren zusammen durch die Stadt, wo es Freitag immer zugeht. Wir grüßen nach allen Seiten und laufen vielleicht sogar der Oma der Kids über den Weg. 
Genau genommen ist es eigentlich kein besonderer Tag, dieser Freitag. Im Sinne davon, dass etwas Sensationelles passiert. Nein, das nicht. Aber es ist der erste Tag des Wochenendes, den wir gemeinsam als Familie verbringen. Und das macht ihn für mich zum perfekten Tag.

Dienstag, 13. November 2012

Ich geh' mit meiner Laterne

Gestern war hier im Ort Sankt-Martins-Umzug. Wir waren sooo gespannt, wie es dem Großen gefällt. Er war schon Tage vorher richtig aufgeregt und konnte es gestern gar nicht glauben, dass es endlich soweit ist. Natürlich hatte er im Kindergarten eine niedliche, kleine Laterne gebastelt. 
Bewaffnet mit der Laterne, dem Papa, dem Kleinen und der Oma im Gefolge machen wir uns auf den Weg zum Stadtplatz. Unterwegs holen wir unsere Freundin und deren Tochter ab. Die Kinder gehen in der Mitte, halten Händchen und erzählen sich aufgeregt von Sankt Martin, geteilten Mänteln und  Bettlern.
Schließlich treffen wir ein. Auf dem ganzen Platz wimmelt es von Kindern. Wir entdecken ein paar Mütter, mit denen wir uns gleich unterhalten. Die Kinder zeigen sich ihre Laternen und werden immer unruhiger. 
Es wird dunkel. Da! Da vorne kommt Sankt Martin auf seinem Pferd. Der Große ist ganz ergriffen. So oft hat er diese Geschichte gehört und nun erlebt er sie wirklich. Er darf ganz vorne im Laternenzug gehen, an der Hand seiner Lieblingserzieherin. Sie gehen direkt hinter dem Pferd und singen Laternenlieder. 
Mein Herz geht auf. Ich bin so stolz auf ihn! Er bewegt sich so natürlich in der großen Gruppe von Kindern, überall haben sie seinen Namen gerufen. 
Nach dem Umzug gibt es eine kurze Andacht in der Kirche. Die Lichter gehen aus und die Kinder halten ihre leuchtenden Laternen nach oben. Dazu singen sie. Es ist wunderschön. Sogar der Kleine, der in seinem Schneeanzug besonders niedlich aussieht, bislang aber auf dem Schoß der Oma gewütet hat, wird still. 
Als Martinsgabe bekommen die Kinder noch eine Breze geschenkt. Und dann ist das Zauber wieder vorüber. Wir sammeln den Großen wieder ein und schlendern langsam nach Hause. Nachdenklich geht er an meiner Hand und betrachtet das Licht der Laterne, die sich sanft mit seinen Schritten auf und ab bewegt. 
"Na, mein Großer, hat es dir gefallen?"
Er drückt nur meine Hand, antwortet mir aber nicht. Das macht nichts. Ich verstehe ihn auch so.

Montag, 12. November 2012

How I Met Your Father - Part X

Kinder, nachdem ihr das letzte Mal so ungeduldig auf die Fortführung meiner Geschichte warten musstet, erzähle ich euch heute weiter, was damals zwischen mir und Lukas passierte.
Nach diesem ersten Kuss schrieben wir fleißig SMS hin und her. Und doch war es mit ihm nicht so wie zwischen Tante Sandra und ihrem Robert, die wie ein glücklich verliebtes Paar wirkten - auch wenn er ihr gesagt hatte, eine Beziehung käme für ihn vorerst nicht in Frage. Es blieb immer ein bisschen Distanz zwischen uns. Lukas gab sich gerne unnahbar. Er schien ein wandelndes Rätsel zu sein. Auf der einen Seite meldete er sich häufig, auf der anderen machte er nach wie vor den Eindruck, nur flüchtig an mir interessiert zu sein. Aus diesem Verhalten wurde ich nicht schlau. Und es reizte mich, herauszufinden, was dahinter steckte. 
Zu dieser Zeit hatten Tante Sandra und ich gerade mal wieder einen Block Berufsschule. Doch statt dem Unterricht zu folgen, wie ihr es gefälligst immer tun werdet, schrieben wir uns Briefchen über die Situation mit unseren Kerlen. Wir lösten Kreuzworträtsel und hörten Musik mit unseren MP3-Playern. Uns interessierte nichts außer Lukas und Robert.
Diese Einstellung war natürlich nicht gut, sorgte sie doch dafür, dass wir uns in einem gewissen Abhängigkeitsverhältnis befanden; meldeten sie sich, war unsere Laune so schön wie der wärmste Sommertag. Meldeten sie sich nicht, herrschte emotionaler Winter. 
"Wir müssen", sagte eure Tante schließlich, "die Situation klären. Wir müssen mit den beiden reden und dann sollen sie uns sagen, woran wir sind. Sonst macht das alles keinen Sinn."
Ich nickte, denn sie hatte Recht. Und so trafen wir uns mit Robert und Lukas zu einer Aussprache. 
Robert, wie üblich der freundliche Frauenversteher, erklärte eurer Tante, dass er vor ein paar Monaten eine langjährige Beziehung beendet hätte. Er wolle erst vollständig damit abschließen, ehe er eine neue Beziehung eingehen würde, denn er hatte den Eindruck, Sandra würde etwas sehr Ernstes für ihn werden. Natürlich verstand sie ihn und war überglücklich.
Lukas dagegen druckste herum.
"Ich weiß nicht, was du von mir willst, Schnecke. Es ist doch alles gut zwischen uns." Er nahm eine Strähne meines Haars in die Finger und sah mich tief an. Aber diesmal ließ ich mich von seiner attraktiven Verpackung nicht um den Verstand bringen. Ich blieb am Ball.
"So wie das jetzt ist - dass du dich immer zurückziehst, wenn du es willst und wir uns meistens nur dann sehen, wenn dir der Sinn danach steht - so kann es nicht weiter gehen. Das möchte ich nicht. Kannst du mich da nicht ein kleines bisschen verstehen?"
Er seufzte (sehr sexy). Ich konnte es nicht glauben, dass wir hier tatsächlich saßen - ein absoluter Durchschnittsmensch wie ich und das krasse Gegenteil von Durchschnitt wie er - und ich ihm tatsächlich gerade indirekt gesagt hatte, dass ich ihn nicht mehr sehen wollte, würde er sich nicht ändern.
Ja, war ich denn verrückt!?
Er zog ein Foto aus seiner Tasche und hielt es mir hin. 
"Das ist der Grund, wieso aus uns beiden nichts werden kann", sagte er dann. Im Hinterkopf registrierte ich, wie mich seine Worte trafen, während der andere Teil von mir mit dem Foto in seinen Händen beschäftigt war. 
"Wer ist das?", fragte ich, während ich auf das circa sieben Jahre alte Mädchen blickte. 
"Das ist meine Tochter. Sie kommt für mich immer an erster Stelle. Ich habe es versucht, jemanden kennen zu lernen...die meisten kommen nicht damit zurecht, dass sie zuerst kommt. Und selbst wenn du da anders wärst - SIE hat ein Problem mit meinen Freundinnen. Nach der schwierigen Trennung von ihrer Mutter möchte ich ihr nicht noch mehr zumuten."
Auf einmal wirkte er unglaublich traurig. "Es ist wohl besser", sagte er tonlos, "wenn wir uns nicht mehr sehen."

Samstag, 10. November 2012

Pyjama Party

Ich bin ein extremer Befürworter einer guten Beziehung zwischen Großeltern und Enkeln. Meine und auch die Eltern meines Mannes werden also soweit es geht in den Alltag der Kids eingebunden, gehen zu Kindergartenfesten mit und sonntags wird meist zusammen ein Ausflug gemacht. Da war es unvermeidlich, dass der Große irgendwann den Wunsch äußert, bei der Oma zu übernachten. 
Und heute ist es soweit. 
Es ist merkwürdig, als ich mich von ihm verabschiede. Während ich ihm über den Kopf streiche, sehe ich sein Zimmer vor mir, das heute Abend leer sein wird. Ich werde mich nicht zu ihm ins Bett legen und ihm etwas vorlesen. Es wird keinen Streit beim Zähneputzen geben und niemand wird morgens aus seinem Zimmer spazieren und mit den Worten "guten Morgen Mama!" in mein Bett schlüpfen.
Auf der anderen Seite habe ich so die Möglichkeit, mal den Kleinen allein zu genießen. Wir sind zwar nun jeden Vormittag zu zweit, aber da ist ja der Papa nicht dabei. Also können wir uns eine schöne Zeit zu dritt machen. 
Und dann wenn der Kleine im Bett ist, sind da nur noch wir beide. Mein Mann und ich. So wie früher. Wir wollen ein bisschen DVD gucken, Pizzabaguettes dazu verputzen und die Ruhe genießen.
Nichtsdestotrotz werde ich morgen natürlich nach dem Aufstehen als erstes bei der Oma durchklingeln. Und WEHE sie geht dann nicht hin, dann hält mich hier nichts mehr ;)

Mittwoch, 7. November 2012

How I Met Your Father - Part IX

Kinder, heute erzähle ich euch endlich die Geschichte weiter, wie ich damals euren Vater kennen gelernt habe. 
Während Tante Sandra sehr glücklich mit ihrem Robert SMS schrieb, blieb mein Handy stumm. Kein Anruf, kein Lebenszeichen von Lukas. Doch ich sagte mir: das hast du doch sowieso schon vermutet. Er sucht nicht nach etwas Festem, so wie du. Er ist nicht an dir als Person interessiert sondern vermutlich nur an einer schnellen Nummer. 
Zwei Wochen lang passierte nichts. Dann gingen eure Tante Sandra und ich wieder abends weg. 
Wir trafen auf Robert und Michael. Michael sagte gleich zur Begrüßung, nach Lukas müsse ich gar nicht suchen. 
"Der ist heute garantiert in einer anderen Disco und hat bestimmt was mit ner anderen Frau."
"Es ist ein freies Land", gab ich mich lässig, "er kann machen, was er will."
Doch natürlich war ich tief getroffen, als ich meine schlimmen Vermutungen bestätigt sah. 
Umso überraschter war ich, als im Verlauf des Abends doch noch Lukas auftauchte. Augenblicklich verschwand Michael. 
Anfangs unterhielten Lukas und ich uns noch ganz normal. Doch mit steigendem Alkoholpegel sank meine Hemmschwelle. (Darum, liebe Kinder: KEIN ALKOHOL, BIS IHR DREIßIG SEID!!!)
"Sag mal", begann ich, "wieso hast du dich eigentlich nicht bei mir gemeldet!?"
"Das kann ich dir sagen." Er fuhr sich mit den Fingern durch seine perfekte Frisur und verlagerte sein Gewicht, sodass er ein bisschen näher bei mir stand.
Meine Güte, ich fand alles an ihm attraktiv. Ich hätte ihn selbst in einem Müllsack noch für anbetungswürdig befunden. 
"Ich habe deine Nummer nie bekommen", erklärte er dann.
"Was?" Gedanklich war ich nicht ganz bei der Sache gewesen. Sein Anblick lenkte mich einfach zu sehr ab. "Aber ich habe die Nummer doch in Michaels Handy eingespeichert!"
"Und der hat sie gelöscht. Ich konnte in seinem ganzen Nummernspeicher keine Mia finden."
Mir wurde warm bei dem Gedanken, dass er nach meiner Nummer gefahndet hatte. 
"Aber heute habe ich mein Handy mit." Lukas zog sein Mobiltelefon aus der Tasche. "Damit nichts mehr schief gehen kann."
Natürlich speicherte ich meine Nummer sofort in sein Handy. Ich kontrollierte sie zweimal. Man weiß ja nie. 
"Hey, Mia. Küsst du mich dann endlich mal!?"
Frech grinste er mich an. Meine Antwort sucht bis heute seinesgleichen an Schlagfertigkeit.
"Äh?"
Er musste lachen. 
Und dann küsste er mich.

Dienstag, 6. November 2012

Unter Saboteuren

So halbwegs schwimme ich gesundheitlich wieder obenauf. Immerhin sehen beide Augen wieder normal aus, meine Bindehautentzündung ist weg. Das Halsweh ist einem besonders nachts nervenden Husten gewichen, nur die Nase ist noch zu. Doch insgesamt kann man sagen, es geht mir wirklich besser.
Natürlich bleibe ich im Gegensatz zu meinem Mann, der die Meinung vertritt, er müsse sich so lange ruhig halten, bis er nicht mal mehr einen Schnupfen hat, nicht mehr tatenlos liegen. Gestern ging es hier richtig rund! Vormittags, als der Große im Kindergarten war, putzte ich die meisten Fenster im oberen Stockwerk. Nachmittags gings raus mit den Kids in den Garten. Ich liebe unsere Obstbäume ja sehr, aber das viele Laub, das den Rasen bedeckt hat, fand ich dann doch etwas störend. Der Kleine kam in den Kinderwagen und wurde mit Spielzeug augestattet. Der Große schnappte sich seinen Rechen und los gings. Wir beide harkten das ganze Laub zusammen, packten es in unsere Schubkarre und brachten es zum Komposter. Das fand der Große super. Er arbeitet gerne mit, wenn er sieht, dass wir Erwachsenen etwas zu tun haben und ist alles andere als faul.
Wo ich schon mal im Garten war, fand ich, ich könnte auch gleich Rasen mähen. Gedacht, getan. Der Große schaukelte, der Kleine guckte. Er mag den Rasenmäher sehr gern, deswegen blieb er rund eine Stunde lang ruhig im Kinderwagen sitzen. 
Heute dachte ich motiviert, wo ich gestern aufgehört habe, mache ich gleich weiter. Doch diesmal ist der Kleine nicht so gnädig. Er klettert auf meine kleine Leiter, sobald ich die Fenster putzen will und meckert, wenn ich ihn wieder runterzupfe. Um sich zu rächen läuft er ins Bad und beginnt, die Schränke auszuräumen. Nicht mit mir, denke ich und mache einfach die Badtür zu. Empört wirft er sich auf den Boden und schreit los. Mit einer Hand schlägt er sogar auf den Boden, um seinen Unmut zu unterstreichen. Dann besinnt er sich plötzlich. Sein hinterlistiges Lächeln gefällt mir nicht. Schnurstracks geht er in sein Zimmer und räumt eben dort die Schränke aus. "Da!", sagt er triumphierend. 
Ich seufze; so hat das keinen Sinn. Da komme ich zu nichts. Also werden die Putzpläne eben doch wieder verschoben. Immerhin scheint mittlerweile die Sonne, denke ich, dann können wir am frühen Nachmittag ein bisschen rausgehen. Dann sind die Kinder abgelenkt. 
Vielleicht merken sie es dann nicht, wenn ich später noch mal versuche, sauber zu machen.

Sonntag, 4. November 2012

Und nun hat es mich doch noch erwischt

Ich bin krank. Das schiebe ich nun mal verstärkt auf die Aufregung der letzten Tage, aber es ist wohl ganz einfach so, dass ich mich bei den Kids angesteckt habe. 
Erst war mir übel. Nun habe ich Fieber, Schnupfen, Husten und einen gaaanz dicken Hals. So wie die Jungs vor ein paar Tagen.
Normalerweise sind die beiden gnadenlos, wenn sie merken, dass es mir nicht gut geht. Sie sehen, dass ich mich einen Moment ausruhen möchte und nutzen  diese raren Sekunden, um irgendetwas anzustellen.
Doch diesmal ist es anders. 
Besorgt sitzt der Große mit mir auf der Couch und streichelt mir über das Gesicht. Er bringt mir Taschentücher und erkundigt sich, ob mir kalt ist. Als ich bejahe, zieht er eine Decke durchs ganze Zimmer und breitet sie liebevoll über meinen Füßen aus. Als es Zeit für den Mittagsschlaf vom Kleinen ist und ich mich auch ins Bett legen möchte, kommt er wie selbstverständlich mit, statt beim Papa zu bleiben. Kuschelt sich neben mich in mein Bett und wir schlafen zusammen ein Ründchen. Das gab es noch nie, denn wenn jemand anders mit im Raum ist, während er schlafen soll, ist an Ruhe nicht zu denken. 
Danach ist er überzeugt: nun muss es der Mama besser gehen!
Leider ist dem nicht so, die Erkältung (oder was auch immer...) hält sich. Nun habe ich auch noch eine Bindehautentzündung dazu bekommen, quasi so als kleines Extra. Damit wir morgen im Kindergarten so richtig auffallen, weil ich nur aus einem Auge gucken kann. Das andere ist rot und zugeschwollen. Juche, ich freue mich jetzt schon darauf, dann jedem einzeln (denn man trifft seine Freundinnen unter den Müttern ja nie gleichzeitig) unsere tragische Krankengeschichte zu erzählen.
Nun kommt der Große wieder um die Ecke. Er schimpft, weil ich meinen Tee noch nicht ausgetrunken habe und vor dem Laptop sitze, statt brav auf der Couch zu liegen. Oh wei, ich möchte mich nicht mit ihm anlegen, also gehe ich wohl wieder auf die Couch zurück. Nehme meinen nur mehr lauwarmen Tee mit und genieße vielleicht ein klitzekleines bisschen die ungewohnte Aufmerksamkeit.