Donnerstag, 19. Juni 2014

Urlaubsreif

Wir fahren an die Ostsee. Morgen schon. Irgendwie habe ich es bisher nicht geschafft, so richtig ernsthaft zu packen, also muss natürlich alles wieder heute sein. 
Ich breite den gesamten Inhalt meines Kleiderschranks im Schlafzimmer aus und erwäge, welche Tops ich mit welchen Röcken und Caprihosen kombinieren könnte. Die schwarze Strickjacke oder doch eher die beige?
Drei dicke Bücher fahren mit, ebenso eine Flasche Weißwein. Inkl. Flaschenöffner. Damit auch ja nichts schief gehen kann.
Dann beginne ich mit den Sachen der Jungs. Natürlich müssen sämtliche Sandspielzeuge dieses Haushalts mit, ebenso alle Badehosen, Schwimmflügelchen und die Gummiente. Einigermaßen panisch überblicke ich den Berg, der sich nun bereits an Gepäck angesammelt hat; sooo groß ist der Kofferraum meines neuen Autos, mit dem wir fahren werden, eigentlich nicht. Und es kommen ja noch mehr Sachen dazu. 
Ich frage sie, welche Spielsachen sie mitnehmen wollen. Natürlich kommen sie jetzt mit Lastern und Kränen daher, die wir nie und nimmer im Auto unterbringen. Ich handle sie auf ihre gemeinsame Sammlung von Bob der Baumeister Fahrzeugen herunter und stelle sie so einigermaßen zufrieden.
Nun packen wir noch eine allgemeine Tasche, in die Spiele kommen, die wir zusammen machen können, wenn das Wetter nicht so gut ist und natürlich jede Menge Proviant. Wenn ich Glück habe, kriege ich den Kofferraumdeckel noch gerade so zu. Wenn nicht, muss irgendetwas hier bleiben. Und so wie ich das kenne, wird es bestimmt etwas von meinen Sachen sein. 

Nun freue ich mich aber erst mal auf unseren ersten Familienurlaub seit Langem. Eine Woche werden wir fort sein und hoffentlich die besten Eindrücke von der Küste mitnehmen. Der Große und ich wollen mal ins Kino gehen, der Papa will derweil mit dem Kleinen die Stadt erkunden. Alle sind schon richtig aufgeregt, es herrscht eine gespannte Stimmung im Haus. 
Ostsee, wir kommen!

Montag, 9. Juni 2014

Montagsgedanken

Meine Kinder werden sooo groß.
Oft stehen sie nun neben mir und ich staune, wenn ich die Hand nicht mehr viel nach unten strecken muss, um ihre Köpfe zu berühren. Ich sehe ihre langen, gestreckten Beine, die in kurzen Hosen noch viel mehr auffallen. Ich spiele mit Autos, Kränen und Wasserbomben. Ja, meine beiden sind richtige Jungs mittlerweile. Ab und zu bedauere ich den Umstand ein kleines bisschen, dass ich nie in der H&M-Abteilung in Verzückung gerade werde angesichts der Massen schicker Kleidung für Mädchen - und der im Gegenzug dazu kümmerlichen Jungsecke. Ich werde nie zu den seelenruhigen Müttern gehören, die Zöpfe flechten, Haarklammern verteilen und Nägel lackieren. Ich renne immer meinen wilden Jungs hinterher, die laut sind, oftmals streiten und bei Meinungsverschiedenheiten auch gerne mal raufen. Meine Freundinnen mit Töchtern können gar nicht verstehen, wieso ich abends immer so erledigt bin. Sie haben Musterexemplare braver Kinder, die einfach so brav und wohlerzogen auf die Welt gekommen sind. Behaupten sie zumindest. Ich dagegen muss die Jungs stets ermahnen, um größeres Unheil zu vermeiden. 

Die Gegenseite ist bei Jungs aber: die Mama ist die Größte. Bis zu zehn Mal am Tag versichert mir der Große, wie schick ich aussehe, dass ich die begabteste Köchin und Bäckerin der Welt und natürlich noch seine allerallerbeste Freundin bin. Der Kleine kommt nachts oft zu uns Eltern ins Bett herüber gewandert und kuschelt sich immer nur zu mir. Wenn ich ihm dann mal vorschlage, sich doch zum Herrn Papa zu kuscheln, kriegt er eine sture Falte auf der Stirn und sagt entschieden "nein! Mama schlafen!"
Wo ich von besagten Freundinnen also oft den Mund wässrig gemacht bekomme, wie toll brav ihre Töchter sind, höre ich doch auch oft, dass die Töchter eher Papakinder sind. Das könnte uns nicht passieren. Ich habe da die unangefochtene Poleposition. 

Natürlich ist fraglich, wie lange das noch so bleibt. Irgendwann kommen die Jungs in die Abnabelungsphase, wo die eigenen Eltern irgendwie peinlich werden. Ich kann mich daran noch gut erinnern, also werden auch wir davon bestimmt nicht verschont werden. Doch bis dahin ist noch eine Weile Zeit. Fürs Erste freue ich mich, wenn der Kleine im September zum Großen in die Gruppe kommt - und der Große ist dann schon ein Vorschulkind. Nächstes Jahr um diese Zeit werden wir vielleicht gerade einen Schreibtisch für sein Zimmer aussuchen oder seine Schultasche probeweise an den Rücken schnallen. Der Kleine träumt vielleicht auch von einem Hochbett, wie sein Bruder eines hat und hat Interessen entwickelt, von denen er jetzt noch keine Ahnung hat. 
Ich habe schon so viel mit den Kindern erlebt und von ihnen gelernt. So viele verschiedene Erfahrungen gemacht. Doch da beste ist: da kommt noch so viel mehr. Und darauf freue ich mich enorm.